Strand

Vortrag zur NS-Zeit in Dithmarschen von Prof. Dr. U. Pfeil

Datum

Mittwoch, 08.05.2024

Uhrzeit

von 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr

Ort

Historischer Lernort Neulandhalle, Franzosensand 2

Der Aufstieg der NSDAP hatte sich in Dithmarschen weitaus rasanter als in den meisten anderen Regionen des Reiches vollzogen. Er wurde möglich, weil sich viele Dithmarscher schon sehr früh von der Republik distanzierten und ihren Untergang durch die breite und aktive Unterstützung ihrer Gegner betrieben hatten. Die Nationalsozialisten hatten dies erkannt und passten ihre Politik den Strukturen und den Denkhaltungen in der Region an. Früher als anderswo konzentrierte sie sich auf die ländlichen Gebiete und Dörfer, nachdem sie zuvor den Fokus auf die städtische Arbeiterschaft gerichtet hatte. Dass sie in Dithmarschen aber so überdurchschnittlich abschnitt, lässt zudem darauf schließen, dass es der NSDAP wie keiner anderen Partei gelang, den Protest aus den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Milieus aufzunehmen, was ihr in Dithmarschen bereits Anfang der 1930er Jahren den Charakter einer Volkspartei gab. Sicherlich hatte die NSDAP in Deutschland vor Januar 1933 nie die absolute Mehrheit bei den Reichstagswahlen erreicht, so dass sie nicht die Macht ergriff, wie sie es in der Propaganda immer wieder behauptete. Dass Reichspräsident von Hindenburg Hitler jedoch am 30. Januar 1933 die Macht übertragen konnte, resultierte aus der dominierenden Rolle, die die NSDAP dank ihrer Wahlerfolge Anfang der 1930er Jahre in der deutschen Politik spielen konnte. Mit dem Blick auf die folgenden zwölf Jahre muss es als besonders tragisch bezeichnet werden, dass Hitler zu einem Zeitpunkt die Macht übernahm, als sein Stern schon wieder im Sinken begriffen war. Das galt auch für Dithmarschen, wo die NSDAP jedoch weiterhin mit Abstand die stärkste politische Kraft war und bereits vor 1933 wichtige Positionen in der Hand der Nationalsozialisten waren. Hier hatte die „Machtergreifung“ auf verschiedenen Ebenen bereits im Jahre 1932 begonnen.

Vortrag von Ulrich Pfeil

Prof. Ulrich Pfeil: (*1966 in Hamburg), 1985 Abitur am Gymnasium Heide-Ost; 1987-1993 Studium an der Universität Hamburg (Erziehungswissenschaften, Französisch, Geschichte); Promotion an der Universität Hamburg zum Thema „Vom Kaiserreich ins ‚Dritte Reich’. Die Kreisstadt Heide/Holstein 1890-1933“; 1996-2002 DAAD-Lektor an der Sorbonne Nouvelle (Paris 3); 2002-2009 Historiker am Deutschen Historischen Institut Paris; 2005-2010 Professor für Deutschlandstudien an der Université Jean Monnet, Saint-Etienne; seit 2010 Professor für Deutschlandstudien an der Université de Lorraine, Metz

Eintritt frei